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Gerade hat man mir einen Artikel unter die Nase gehalten, der einen ziemlich plakativen Titel trägt: "Warum es gut ist, mehr zu wollen"
In diesem Artikel wird berichtet, wie sehr doch ältere Generationen sich mit Vielem einfach nur "abgefunden" haben und das man sich doch nicht schämen müsse "mehr" zu wollen vom Leben. Bei der Durchsicht eines solchen Artikels kreisen mir nun verschiedene Fragen im Kopf, beispielsweise was denn dieses ominöse "Leben" nun ist von dem man "mehr" verlangen kann.
Vor allem die Motivation hinter dem Artikel beschäftigt mich dann auch: Was möchte der Autor oder die Autorin mir damit sagen? Positive Wertvorstellungen vielleicht? Von einer "Aufbruchsstimmung" ist die Rede. Sich selbst nicht "aufzugeben" und sich auch nicht als "gescheitert" zu betrachten, nicht in Angst zu verharren. Das klingt wirklich gut und dennoch ist der Unterton aus meinem Blickwinkel eher neoliberal und egozentrisch, ja teils sogar höhnisch gegenüber älteren Generationen. Wenn man selbst aufbricht, so bleibt immer die Frage: Wohin? Und natürlich ist man wichtig für sich selbst, aber eben sollte man sich selbst nicht wichtiger nehmen als Andere auch. Aus genau dem Grund ist unsere Gesellschaft ja so gefühlskalt und abgestumpft derweil: Weil JEDER aufbrechen will und sich selbst vergisst dabei zu hinterfragen! Es ist gut mehr zu wollen, durchaus. Aber dann doch bitte lieber mit reziprokem Egoismus statt reiner Egozentrik und Selbstverliebtheit. #Gedanken
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@throgh Ja nun, das menschliche Leben besteht aus ganz vielen Facetten, sicher nicht nur im "Aufbrechen" irgendwohin. Das Leben besteht vorallem aus einem Gleichgewicht all dieser Anteile - wo das "Unterwegs-Sein" eben auch dazu gehört. Die Realität und die Wünsche, der Tag und der Traum bilden ebenfalls eine Polarität, in der wir uns bewegen. Unsere Gesellschaft ist wieder auch aus ganz verschiedenen Gründen "abgestumpft" - sicher nicht, weil Menschen ihren eigenen Weg suchen im Gleichgewicht mit eben all anderen Faktoren, die das Leben bestimmen. Die Selbstwerdung nach C.G. Jung hat nichts mit Egozentrik und Selbstverliebtheit zu tun - leider zu oft völlig missverstanden.
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@hikerus Wenn aber die "Selbstwerdung" nur noch daraus besteht dem Wortsinn "Allen etwas, aber mir das Meiste!" zu folgen, so ist genau der Sachverhalt von Egozentrik und Selbstverliebtheit erfüllt. Das erlebe ich tagtäglich im Arbeitsalltag wie wenig Rücksicht und Empathie überhaupt noch an Wertigkeit besitzen.
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@throgh Selbstwerdung ist eben NICHT Egozentrik. Kennst du Dinge von C.G. Jung?
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@hikerus Wieso bringst Carl Gustav Jung hinein, wenn es doch um einen anderen Kontext geht? Es geht sicherlich auch zum Teil um "Selbstwerdung" so wie ursprünglich in dem Wortsinn gedacht. Aber es gilt auch zu reflektieren wohin unsere Gesellschaft und man selbst als Individuum unterwegs sind. Und genau darauf zielt mein Gedankengang ab.
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@throgh Ich bringe Jung weil du für mich das "Unterwegsseins" so abgewertet hast und mit Egozentrik und Selbstverliebtheit gleichgesetzt hast. Zur Selbstwerdung gehört dieser Prozess mit dazu, nichts in der lebendigen Natur bleibt einfach stehen - Leben ist Transformation. Nur am Ende des Lebens, beim Tod, steht alles still.
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@hikerus Okay, dann ist das von mir falsch vermittelt worden respektive haben wir Beide uns falsch verstanden. Entschuldige, also "Transformation" ist meines Erachtens sehr wichtig. Aber hier stelle ich mir auch die Frage, welche Motivation Antrieb ist oder besser sein sollte. Denn unter der Prämisse der "Ellenbogenmentalität" wird die Veränderung leider nur singulär in eine dezidierte Richtung erfolgen - subjektive Betrachtung auf Basis des Erlebten bislang.
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@throgh Selbstverständlich ist die Beobachtung, dass unsere Gesellschaft zunehmen zu einer Ellenbogengesellschaft wird und dass der Hang zu Egoismus und Seltszentriertheit zunimmt richtig. Mit der Folge auch, dass die Solidarität zunehmend verschwindet. Das ist für mich aber keine Entwicklung mehr, sondern viel eher Regression. Eine Gesellschaft kann nur weiterkommen, wenn die Werte Solidarität und auch Altruismus nicht untergehen. Aber eben wie geschrieben, diese Regression hat mit Selbstfindung nichts zu tun.
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@hikerus Okay, dann lag hier ein Missverständnis bei mir. Danke dir!
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@throgh @hikerus ...und wenn ich mir anschaue, wie Eltern mit ihren Kindern umgehen (zumindest in meinem Umfeld), dann sehe ich genau das: das Heranzüchten einer "mir steht das zu"-Generation.