♲ @olafw@dspr.io:
Gedanken eine GPlusRefugees zum Umstieg
Fast glaube ich, dass bei mir der Punkt des Turnarounds erreicht ist: Wenn ich vergleiche, wie viel Zeit ich mittlerweile auf Fediverse/Federation Plattformen verbringe, um Neues zu lernen, und wie selten ich noch auf Google+, meiner "alten Heimat" bin, dann ging das schneller als ich es mir vorgestellt habe. Hier ein paar (bewusst und gerne überspitzte) Gründe:- Der Vertrauensverlust: Warum noch Zeit auf einer Plattform verbringen, die "dem Tode geweiht" ist? Google Takeout ist vielleicht eine gute Idee, ein nettes Projekt, das irgendein engagiertes Team aus Google Mitarbeitern mal ins Leben gerufen hat - womöglich auf Druck von Datenschutzbestimmungen... Aber der eigentliche Nutzen bleibt hinter den Erwartungen weit zurück. Und ich kann mir kaum vorstellen, dass der Teilaspekt eines in Ungnade gefallenen Produkts von den zweifellos vorhandenen Bugs befreit werden wird, zumindest nicht zeitnah.
- Datensicherung, am besten komplett und bitte fehlerfrei
- Möglichkeit der weiteren Verwendung / eines Re-Imports meiner Daten
- Die Geschichte der Titanic wiederholt sich allem Anschein nach. Waren anfangs die Communities, welche sich mit dem bevorstehenden Exodus beschäftigten und versuchten, gute Alternativen zu finden, mit Testläufen beschäftigt, füllen sich die Streams zusehends mit weinerlichen Abschieds-Botschaften oder dem Bedauern, dass dort doch alles so schön war, und aber auch gar nichts an die ach so geliebte Plattform heranreichen wird. Besonders im englischsprachigen Umfeld ist die Vergötterung schon fast bizarr.
- "Keine App, keine Alternative für uns" Einige Leute haben verlernt (oder überhaupt jemals gewusst?), dass es ein Internet außerhalb von Googe gibt: URL's werden direkt in die Google Suchmaske (mobil: Google App) getippt. Der Unterschied zwischen E-Mail und GMail scheint nicht mehr auflösbar zu sein. Dass die meisten Plattformen heutzutage nach dem Mobile First Credo gestaltet werden, ist unerheblich, denn im Browser (natürlich von Google: Chrome für Desktop oder Smartphone) ruft kein Mensch mehr auf, ist ja auch sowas von Neunziger!
- Wie, dezentrale, verteilte oder föderierte Netzwerke? Und wo finde ich dann all meine Buddies? Recht einfach: Dort, wo der Herdentrieb die meisten hingeführt hat. Genaue Zahlen kenne ich nicht, aber die Leute bei MeWe reiben sich wohl die Hände über einen massiven Zulauf. Dass viele (Zusatz-)Leistungen kostenpflichtig sind und sich zu einem Betrag aufaddieren dürften, der dem Abo einer G Suite entsprechen dürfte (Speicher > 8GB, verschlüsselte Chats nach 30 Tagen Testphase etc.), wird vielen erst mit der Zeit übel aufstoßen.
- Pluspora ist jetzt mein neues Netzwerk, da sind viele andere hingegangen" Eigentlich ein Pluspunkt fürs Fediverse, aber wie das auf Google+ gepusht wurde, zeugt einfach nur von technisch lückenhafter Information. Hier darf sich die Diaspora* Community gerne mal an die eigenen Nase fassen und bei den überrollten Pod-Betreibern von Pluspora* entschuldigen. Sollte Pluspora* wegen des enormen Zulaufs die Registrierung schließen müssen oder Performance-Probleme bekommen, dann wegen der fehlenden Kommunikation nach außen, dass ein einzelner Pod nicht ein abgekapseltes Netzwerk, sondern nur einen kleinen Teil des gesamten Netzwerks darstellt. Geschweige denn, dass Kommunikation auch noch zu anderen Lösungen wie Friendica, Hubzilla, GNU social etc. pp. zulässt. Freilich wird darauf hingewiesen, dass theoretisch jeder einen eigenen Server (Pod, Node, Instanz, ...) aufbauen kann, aber das schreckt vielleicht eher ab als es zur Nutzung der bislang vorhandenen Infrastruktur beiträgt, in der sich ein paar Server eher langweilen.
- "Humor" und Spam Nach dem ersten Ansturm der Hilfsbereiten und Technik-Orientierten überwiegen seit Neuestem gefühlt die off-topic Beiträge. Wie es sich für eine ansehnliche Reichweite eines Social Media Beitrags gehört, werden die Sammelstellen der Wechselwilligen (auch Google+ Communities genannt) nun mit Bildchen überschwemmt, die entweder Text enthalten, der im Posting nicht wiederholt wird (vielen Dank sagen alle, die auf Zugänglichkeit angewiesen sind) oder am besten gleich mit GIFs. ~~Signal to Noise ftw~~.
Es gibt noch weitere Gründe, doch vier sollen erst einmal reichen. Und okay, viel Energie werde ich in Google+ nicht mehr investieren. Aber es gibt auch Sachen, die mich an föderierten Netzwerken, wie sie aktuell in Form von diaspora, friendica, hubzilla und Konsorten bestehen, stören. Es liegt mir fern, "ins eigene Nest zu machen", bevor ich mich hier restlos gut auskenne. Die folgenden Punkte sollen einfach als Anregung dienen, Aufklärungsarbeit zu promoten und NeuHier Kandidat*innen bei der richtigen Entscheidung zu unterstützen.
- (Zu?) Viele Auswahlmöglichkeiten: Schaut man sich die Liste auf podupti.me an, findet ein versierter Nutzer vielleicht die Kriterien, nach denen man einen Server auswählen mag. Sicherheitsrelevante Kriterien oder die Serverstandort (Datenschutz-Bestimmungen?) werden allerdings höchsten an anderer Stelle thematisiert. Bequemlichkeit und Herdentrieb überwiegen bei der eher uninformierten Auswahl irgendeines Pods. Und dann noch die Namensgebung: Friendica Nodes, Diaspora Pods, Instanzen, Server, ja wat den nu? Dass alle ihre eigene Buchstaben-Suppe kochen können, ist nicht unbedingt hilfreich.
- Uneinheitliche Protokolle - wer kann überhaupt mit wem sprechen? Multiplikatoren wie die "Besser - der Podcast" Crew geben sich alle Mühe, zum Beispiel mit einer aufschlussreichen Matrix https://besser.demkontinuum.de/2018/04/freie-dezentrale-soziale-netzwerke-s01e01/ Klarheit zu schaffen und grundlegende Fragen zu beantworten:
Die Farben zeigen lediglich an, ob ein Projekt in der Lage ist mit allen, oder nur mit einem Teil der anderen Projekte zu kommunizieren. Die Schattierungen sind zur besseren Orientierung in den Zeilen da.
Grün = kann mit allen Projekten kommunizieren
Gelb = kann nur mit einem Teil der Projekte kommunizieren
Rot = keine Kommunikation zwischen diesen Netzwerken möglich
Es gibt 9x9 "Kreuzungs-Möglichkeiten", in Worten: einundachtzig. Gut, seit Erstellung der verlinkten Matrix ist noch AP, also das W3C AcivityPub Protokoll https://www.w3.org/TR/activitypub/ hinzugekommen, was die Konnektivität erhöht, aber die gelben bzw. roten Bereiche herrschen doch noch ziemlich vor. Und mal ehrlich: Welcher Nutzer liest Spezifikationen vom W3C Konsortium, um sich für das "richtige" Netzwerk zu entscheiden?
- Dezentrale Dokumentation: Bei allem Charme, welchen die Idee eines föderierten/verteilten Netzwerks hat: Wenn Hilfestellung und Dokumentation an verschiedenen Orten zusammengesucht werden muss und dann nicht stringent in Muttersprachen zur Verfügung steht, erschwert das die Entscheidung.
- Ich kann mir vorstellen, bei der Übersetzung mitzuwirken, allein weil ich dann besser zurecht komme, sollte ich mal meinen eigenen Server hochziehen wollen, doch GitHub, GitLab, Wikis etc. wenden sich doch eher an technisch versierte Beitragende als an Normalnutzer*innen.
- Schön wäre, wenn von jeder Server-Installation aus zwei, maximal drei Links zu zentral gepflegten Hilfeseiten gehen:
- plattform-bezogene Hilfe für Nutzer
- plattform-bezogene Hilfe für Entwickler, Beitragende und Server-Betreiber
- plattform-übergreifende Infos (Konnektivität, Features, Auswahlkriterien)
- (Mögliche) Anonymität der Server-Betreiber: Dieses Thema diskutiere ich nicht als Erster, doch bin ich schon daran interessiert, wer "meine Daten" verwaltet...
- Musste man nicht sogar früher dem Herrn Zuckerberg folgen, sobald man sich auf FB angemeldet hatte? Meinen Podmin zumindest vorgeschlagen zu bekommen, fände ich nett.
- Lasst mich meinetwegen "anonym" bleiben, wenn ich meinen eigenen Server alleine betreibe. Ruft jedoch meinen Klarnamen und die Kontaktdaten verbindlich wie überprüfbar ab, sobald ich diesen Server auch anderen zur Verfügung stelle.
- Reifegrad von...bis: Besonders auf Mobilgeräten fallen mir Unterschiede zwischen den Plattformen auf. Aus diesem Grund habe ich mich vorerst für diaspora* entschieden und gegen friendica, weil das Gefälle zwischen Desktop- und Mobil-Version dort besonders ins Auge stach. Hubzilla finde ich fast noch am aufgeräumtesten, aber das habe ich mir noch nicht genau genug angesehen. Bei den Theme- oder API-Entwicklern sollte sich bald herumsprechen, dass mittlerweile ein Großteil der Social Media Nutzung mobil stattfindet.
- Abwechslung: Hier gibt es fast nichts, was es nicht gibt
- Community und Hilfsbereitschaft, "der gute Ton"
- Keine Raketenwissenschaft: Wem egal ist, auf welchem Server er sich registriert, hat mit der eigentlichen Bedienung kaum Probleme zu erwarten
- Formatierte Beiträge, Markdown ftw!, wenn auch nicht auf allen Plattformen (vs. BBCode)
- Reduzierung aufs Wesentliche
- Intelligente Detaillösungen: Hashtags erwachen zum Leben, u.v.a.m.
- Work In Progress: Die Community gestaltet das "Produkt" mit
Soviel für heute. Danke fürs Lesen, danke fürs Diskutieren.
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