Jonkman Microblog
  • Login
Show Navigation
  • Public

    • Public
    • Network
    • Groups
    • Popular
    • People

Conversation

Notices

  1. Atari-Frosch (atarifrosch@social.stopwatchingus-heidelberg.de)'s status on Friday, 10-Nov-2017 08:51:32 EST Atari-Frosch Atari-Frosch
    2017-11-10 Elodiylacurious: „Verschlossen und hochbegabt“ und irgendwie am Thema vorbei – https://elodiyla.wordpress.com/2017/11/10/verschlossen-und-hochbegabt-und-irgendwie-am-thema-vorbei/ !autismus (Klischees über Autisten, diesmal: Ein Artikel in der Zeit)
    In conversation Friday, 10-Nov-2017 08:51:32 EST from social.stopwatchingus-heidelberg.de permalink

    Attachments

    1. File without filename could not get a thumbnail source.
      „Verschlossen und hochbegabt“ und irgendwie am Thema vorbei
      By elodiyla from Elodiylacurious

      Am 8. November 2017 veröffentlichte die Zeit einen Artikel über „geniale TV-Autisten“. Wer den Artikel selbst lesen möchte, findet ihn hier. Ich muss diesen Artikel jedoch leider Mal gründlich kritisieren.

      Ich setze hier „geniale TV-Autisten“ nicht umsonst in Anführungszeichen. Es werden hier direkt zu Beginn des Artikels folgende Charaktere benannt

      • Raymond Babbit aus Rain Man
      • Dr. Dr. Sheldon Lee Cooper aus The Big Bang Theory
      • Sam aus Atypical

      Und damit hat der Artikel direkt zu Beginn leider schon Mal komplett daneben gegriffen. Raymond Babbit, ist zwar Autist, aber seine Eigenschaften als Savant stehen in der Darstellung im Film eindeutig im Vordergrund. Zu Sheldon Cooper gibt es keine Aussage bezüglich der Autoren. Wäre Sheldon Autist, wäre er zudem eine sehr klischeehafte Figur. Deshalb wäre es mir ehrlich lieber, wenn man bei dieser Zuschreibung vorsichtig wäre. Auch wenn sich mancher Autist mit ihm identifizieren kann, heißt es noch lange nicht, dass Sheldon selbst Autist sein muss. Ich zum Beispiel konnte mir sehr gut in die Figur des Adrian Monk hinein versetzen. Der ist aber vor allem eine Überzeichnung von Zwangsstörungen und Phobien und definitiv kein Autist.

      Die einzige Serienfigur, die definitiv und einen Autisten (und nur einen solchen) darstellen soll, ist Sam. Ich gestehe, dass ich die Serie Atypical immer noch nicht selbst gesehen habe. Doch nach dem, was ich auf Twitter aufschnappe, ist auch er eine klischeehaft überzeichnete Figur. Immerhin handelt es sich bei Atypical um eine Comedy. Und somit findet die vielleicht noch am ehesten der allgemeinen Realität entsprechende autistische Figur hier nur wenig anklang unter den Autisten selbst.

      Weiter heißt es, sie alle hätten ein spezielles Talent. Hier wird Sams Talent damit benannt, dass er alles über Pinguine weiß, was wissenschaftlich bekannt ist. Definitiv ein Spezialinteresse. Doch der Begriff wird in diesem Artikel unterschlagen. Und wofür Sam dann den Nobelpreis bekommen soll, entzieht sich auch meinem Verständnis. Zumal nicht jeder Autist ein Supertalent besitzt. Hier wird also nur einmal das Klischee der seltsamen Genies breit getreten.

      Der nächste Absatz beschäftigt sich dann damit, weshalb autistische Charaktere so beliebt seien. Es wird folgendes Fazit gezogen; Der Autist sei der Held unseres kapitalistischen Zeitalters. Er dürfte gewissenlos narzisstisch, unsozial und erfolgsgeil sein und sich einzig auf sein geistiges Kapital konzentrieren.

      Dieser Satz ist für mich als Autist ziemlich verletzend. Selbst wenn bekannt ist, dass ich Autist bin, darf ich mich eben nicht narzisstisch, erfolgsgeil und unsozial verhalten. Allein auf meine Fähigkeiten konzentrieren kann und darf ich mich auch nicht. Sozialer Umgang wird immer erwartet, selbst bei bekannter Diagnose. Diese Erfahrung macht so ziemlich jeder Autist. Eckt man sozial an, wird nicht etwa wohlwollend darüber hinweg gesehen, sondern knallhart die Konsequenzen gezogen und der Autist ausgegrenzt, wenn nicht sogar gemobbt. Narzisstisch ist dann leider wieder eines der Vorurteile, die Autisten ständig über den Weg laufen. Unsozial kann man ja noch aufgrund der für die Diagnose entscheidenden Probleme im sozialen Bereich nachvollziehen, aber narzisstisch? Kein Diagnosekriterium, wieder nur dazu gedichtet. Dasselbe gilt übrigens für erfolgsgeil. Es wird hier suggeriert, dass Autisten einzig und allein die Karriere wichtig wäre. Das mag vielleicht für manche überzeichnete Klischeecharaktere zutreffen. Doch wohl kaum für die Autisten des echten Lebens.
      Dieses Fazit geht folglich komplett an der Realität der Autisten vorbei.

      Und dann die Unterstellung, der Fernsehzuschauer würde den Autisten beneiden. Weil es einfacher sei, sich einzig auf sich selbst konzentrieren zu dürfen und keine Gefühle zu haben. Ja, wäre auch für echte Autisten manchmal einfacher. Doch leider dürfen wir uns genauso wenig auf uns allein konzentrieren. Ständige Kompensation und Schauspiel sind da die Zauberwörter. Und Gefühle haben wir ebenfalls. Manche von uns können sie nicht richtig erkennen und beschreiben, doch das kommt bei Nicht-Autisten genauso vor.  Es werden also einmal mehr die Klischees beneidet. Nicht die echten Autisten.

      Auch der letzte Abschnitt verzichtet nicht darauf, an der Realität vorbei zu gehen. So dürften die autistischen Genies eben doch nicht ganz gefühllos sein und müssten sich verlieben. Weil man müsste sich noch immer mit ihnen wohlfühlen können. Wie es geschrieben wird klingt es, als könnten sich Autisten überhaupt nicht verlieben. Auch wieder an der Realität vorbei und einem Klischee aufgesessen.

      Und ironischer Weise gilt der Schlusssatz genauso gut für den gesamten Artikel.

      So weit an der unbequemen Realität vorbei wie nur möglich.

      Es mag zwar sein, dass man sich hier mit Seriencharakteren beschäftigt.  Doch es hätte dem Artikel sicherlich gut getan, die Fiktion besser heraus zu arbeiten. Mehr zu betonen, dass es eben nur fiktionale Charaktere sind, die mit der Realität der Autisten nur wenig zu tun haben. Zumal, wie gesagt, nur einer der genannten drei Charaktere ist überhaupt Autist.

      Bei solchen Artikeln ist es leider auch nicht verwunderlich, wieso wir immer wieder mit Klischees konfrontiert werden … es bleibt nur zu hoffen, dass möglichst viele den Unsinn hier erkennen und den Artikel nicht auf echte Autisten projezieren.

      Wie gesagt. Eine Hoffnung.


      Edit: In einer ersten Version habe ich leider fälschlicher Weise behauptet, dass Raymon kein Autist sei, sondern Savant. Die Figur ist beides, basiert aber auf Kim Peek, der kein Autist, sondern nur Savant war. Entschuldigt bitte diesen Fehler und Danke nochmals an fotobus für den Hinweis!
      (Raymon bleibt aber dennoch eine unrealistische Figur 😉 )

  • Help
  • About
  • FAQ
  • TOS
  • Privacy
  • Source
  • Version
  • Contact

Jonkman Microblog is a social network, courtesy of SOBAC Microcomputer Services. It runs on GNU social, version 1.2.0-beta5, available under the GNU Affero General Public License.

Creative Commons Attribution 3.0 All Jonkman Microblog content and data are available under the Creative Commons Attribution 3.0 license.

Switch to desktop site layout.